Krameramtshaus

Das Krameramtshaus - Sehenswürdigkeiten an der Ems

Das Krameramtshaus – Quelle: Rüdiger WölkWikipedia

Wer auf dem Ems Radweg bis nach Emden radelt, kommt zwangsläufig an der selbsternannten Fahrradstadt Münster vorbei. Unweit des auffälligen Münsteraner Gotteshauses, der weitum sichtbaren Lambertikirche reckt sich seit dem Jahre 1589 das pittoreske Krameramtshaus in den Himmel. Der architektonisch interessante Backsteinbau hat als eines der wenigen Altstadthäuser die Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs einigermaßen unbeschadet überstanden. Auf dem markanten Staffelgiebel thront eine geschmiedete Wetterfahne und an der prächtigen Fassade lassen sich filigrane Gesimse, Lisene und Halbsäulen ausmachen.

Das Gebäude fungierte bis 1646 als Lager und Versammlungsort der Münsteraner Kramergilde. Im gleichen Jahr begannen dort die zweijährigen Verhandlungen, die unter dem Namen „Westfälischer Frieden“ in die Geschichtsbücher eingingen. In Deutschland wütete bis zu jenem Zeitpunkt der Dreißigjährige Krieg und parallel dazu fochten die Niederländer einen Achtzigjährigen Krieg mit dem spanischen Herrscherhaus aus. Das Nachbarland führte eine erbitterte Auseinandersetzung um die persönliche Freiheit und wollte unbedingt das Joch der iberischen Unterdrückung abwerfen. Das Krameramtshaus wurde der niederländischen Gesandtschaft als Unterkunft zur Verfügung gestellt. Auf neutralem Boden verhandelten beide Nationen über ihr zukünftiges Verhältnis und kamen nach anfänglich zähen Besprechungen und immer wieder aufflammenden Streitigkeiten zu einem friedvollen Ergebnis.

Am 30. Januar 1648 unterzeichnete der spanische Gesandte Graf Penaranda den Friedensvertrag im Krameramtshaus. Noch heute ist die von den Niederländern ausgegebene Losung auf dem Kamin des Gebäudes zu lesen „Ehre ist Zwang genug“. Nach diesem Spruch benötige ein freier Mensch keine Vorschriften; von edler Gesinnung zwinge er sich selbst dazu, anständig zu sein. Als die spanischen und niederländischen Delegationen abgezogen waren, wurde das Gebäude wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt. Von 1903 bis 1933 war es die Heimat der Stadtbücherei Münster.

Seit 1995 knüpfte man erneut an alte Traditionen an und brachte hier das „Haus der Niederlande“ unter. In Deutschland einmalig, verschreibt sich das Krameramtshaus seither der wissenschaftlichen Darstellung, Forschung und Lehre über die Niederlande und Flandern. Studierende können hier Hochschulabschlüsse über die niederländischsprechenden Gebiete Europas ablegen und an den kulturellen Eigenheiten des Volkes forschen. In den Räumlichkeiten befindet sich darüber hinaus die größte Bibliothek innerhalb Deutschlands, die sich ausschließlich mit niederländischen Schriften und Publikationen beschäftigt. Rund 95.000 Bücher wurden im Krameramtshaus zusammengetragen.